Am 15. November 2023 hat die Bundesregierung einen Fünf-Punkte-Plan veröffentlicht, um Mensch und Umwelt besser vor hormonell schädigenden Chemikalien zu schützen. Mit diesem Plan schließt sich Deutschland einigen anderen EU-Ländern an – Belgien, Dänemark, Frankreich, Spanien und Schweden –, die auf nationaler Ebene mehr Maßnahmen zum Schutz vor diesen Substanzen ergreifen.
Der Plan beschreibt fünf Handlungsfelder für die Bundesregierung:
- Verbesserung der Regulierung
- Bereitstellung von Informationen
- Förderung gemeinsamen Handelns
- Weiterentwicklung des Wissensstandes zu hormonell schädigenden Chemikalien
- Stärkung der internationalen Zusammenarbeit
Partner der EDC-Free Europe-Kampagne, wie CHEM Trust Europe, HEJSupport, Pesticide Action Network (PAN) Deutschland und WECF Deutschland, begrüßten die Initiative, fordern jedoch konkrete Maßnahmen, einen verbindlichen Zeitplan und eine Verpflichtung zu einer angemessene Finanzierung.
Bei hormonell schädigenden Chemikalien, auch endokrine Disruptoren (kurz EDCs) genannt, handelt es sich um synthetische Chemikalien, die die natürlichen Hormone in unserem Körper blockieren, nachahmen oder stören. Jahrzehntelange Forschung hat die Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren mit einer Reihe schwerwiegender Gesundheitsprobleme in Verbindung gebracht, darunter verschiedene Krebsarten, Fettleibigkeit und Diabetes, Fruchtbarkeitsprobleme und Schilddrüsenerkrankungen.
Mit der Veröffentlichung seines Fünf-Punkte-Plans folgt Deutschland anderen EU-Ländern, die, als Ergänzung der EU-Vorschriften, nationale Maßnahmen ergreifen, um die Herausforderungen der Belastung mit EDCs anzugehen:
- Belgien kündigte 2022 seinen ersten nationalen Aktionsplan zu EDCs an, der von 2022 bis 2026 läuft (verfügbar auf Niederländisch und Französisch).
- Dänemark verabschiedete im Jahr 2022 eine politische Vereinbarung über neue gemeinsame Initiativen zu Chemikalien für den Zeitraum von 2022 bis 2025, die darauf abzielt, „das Auftreten schädlicher Substanzen in der Umwelt und in Menschen zu verhindern und zu minimieren“. Das Land hat bereits von 2006 bis 2009 und von 2009 bis 2012 nationale Aktionspläne zu EDCs auf den Weg gebracht. Im Rahmen dieser Aktionspläne richtete die dänische Regierung 2008 auch ein nationales Zentrum für endokrine Disruptoren (CeHos) ein.
- Frankreich veröffentlichte 2019 seine zweite nationale Strategie zu endokrinen Disruptoren, die Teil des 4. französischen nationalen Plans für Gesundheit und Umwelt ist.
- Spanien veröffentlichte 2021 seinen strategischen Plan für Gesundheit und Umwelt, der spezifische Maßnahmen zu EDCs umfasst, wie die Ausbildung von Gesundheitsfachkräften, die Förderung von Forschung und Innovation sowie die verstärkte Kommunikation mit Bürger:innen.
- Schweden startete 2010 seinen nationalen Aktionsplan für eine ungiftige Alltagsumgebung, der einen Zeitraum von vier Jahren (2011 bis 2014) umfasst. Dieser Plan wurde zweimal verlängert, von 2015 bis 2017 und von 2018 bis 2020. Eine schadstofffreie Umwelt bis 2030 ist außerdem eines der 16 nationalen Umweltqualitätsziele der schwedischen Regierung.
In einigen EU-Ländern ergreifen auch lokale und regionale Behörden Maßnahmen, um Bürger:innen besser über die Gefahren einer Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren zu informieren. Im Jahr 2023 organisierte EDC-Free Europe zusammen mit lokalen Partner:innen ein spezielles Symposium, um einige dieser lokalen und regionalen Initiativen hervorzuheben.
In einer Mitteilung von 2018 erläuterte die Europäische Kommission ihre Pläne für einen umfassenden EU-Rechtsrahmen zu EDCs und verpflichtete sich dazu, „die Mitgliedstaaten [zu] unterstützen, die es für erforderlich halten, konkrete Informations- und Aufklärungskampagnen zu endokrinen Disruptoren auszuarbeiten, die sich an die Allgemeinheit und an gefährdete Gruppen richten.“ Bisher ist die Verbesserung der EU-Chemikaliengesetzgebung allerdings nur langsam vorangekommen. EDC-Free Europe fordert, dass alle Versprechen der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit ohne weitere Verzögerung eingehalten werden.